Ist eine Badewanne schon Luxus?
Unter all den gut gemeinten Ideen zum Energiesparen geht vergessen, dass die Schweiz zwar arm an fossilen Brennstoffen ist, dafür aber anderes im Überfluss besitzt, nämlich Wind, Wasser, Sonne, Kies (und Käse). Leider fehlt es oft an durchsetzbaren Ideen, was man damit Vernünftiges machen könnte. Am Beispiel Kies lässt sich zeigen, dass eine regionale Versorgung helfen kann, zwei Probleme gleichzeitig zu lösen: Erreichen der Klimaziele und Versorgungssicherheit.
Rund 32 Millionen Kubikmeter Sand und Kies haben heimische Unternehmen laut dem Jahresbericht 2021 des Fachverbands der Schweizerischen Kies- und Betonindustrie FSKB im Jahr 2020 in der Schweiz abgebaut und verarbeitet. Verteilt auf alle Einwohnerinnen und Einwohner in der Schweiz entspricht dies 18 Badewannen pro Kopf.
Eine weitere - wenn auch knapp gefüllte - Badewanne Kies pro Kopf schwappt jährlich aus den Nachbarländern Frankreich, Deutschland und Österreich in die Kantone Aargau, Zürich, Thurgau und Sankt Gallen. Das sei nicht nachhaltig, bemängelt der FSKB: «Lange Transportwege von schwergewichtigen Massenprodukten wie Kies oder Aushub sind wirtschaftlich und ökologisch widersinnig». Transporte mit substanziellem CO2-Ausstoss lassen sich vermeiden.
Kies und Sand aus lokalen Abbaugebieten gelangen auf regionale Baustellen, der Bewegungsradius beläuft sich auf unter 25 Kilometer. Wäre es angesichts Corona-Endemie, Ukraine-Krieg, Lieferengpässen, Rohstoff- und Materialknappheit sowie Fachkräftemangel nicht an der Zeit, sich auf das eine Gut Kies zu konzentrieren, das die Schweiz besitzt und deren Abbau sie kontrollieren kann? Eigenversorgung, Nachhaltigkeit und Preisstabilität – das müsste doch allen am Herz liegen!